Kollektorlabel SOLERGY: Experten beantworten Fragen aus der Branche

Berlin | 03.05.2022

SOLERGY - Ein neues internationales Label für hochwertige solarthermische Produkte

Kollekorlabel SOLERGY

Die Qualitätskontrolle durch Dritte ist für die Verbraucher entscheidend. Die Kennzeichnung von Produkten hilft den Kunden, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Für Solarkollektoren in Europa ist SOLERGY ein solches Qualitätslabel. Es zeigt, wie viel Kollektoren an verschiedenen Standorten und bei verschiedenen Temperaturniveaus zu einer CO2-freien Wärmeversorgung beitragen können. In enger Zusammenarbeit mit dem Global Solar Certification Network (GSCN) ist SOLERGY nun auch in Nordamerika erhältlich und soll später auch in Lateinamerika, Asien und Ozeanien eingeführt werden. Die Experten hinter diesen beiden Initiativen (von links) - Harald Drück (GSCN-Vorsitzender), Sören Scholz (stellvertretender Leiter der deutschen Zertifizierungsstelle DIN CERTCO) und Marisol Oropeza (Marketingleiterin der Global Solar Heating Initiative) - beantworteten viele Fragen während des IEA SHC Solar Academy Webinars im März 2022. Die Aufzeichnung und die Präsentationen sind zum Download verfügbar. Weitere Hintergrundinformationen zur gemeinsamen Initiative von GSCN und dem SOLERGY-Label finden Sie hier:

Welche Neuerungen enthält die internationale Kollektornorm ISO 9806, die in der Vorgängerversion von 2013 noch nicht enthalten waren?

Drück: Ich möchte die wichtigsten Änderungen in der überarbeiteten ISO 9806 von 2017 hervorheben. Ein wichtiger Aspekt waren Verbesserungen bei der Prüfung und Leistungsbewertung von sogenannten WISC-Kollektoren. WISC steht für wind- und infrarotempfindliche Kollektoren. Bei diesen Kollektoren handelt es sich in der Regel um Polymerabsorber für Schwimmbadheizungen oder andere nicht abgedeckte Kollektoren. Die neue Kollektornorm verbessert die Art und Weise, wie sie getestet werden und wie ihre Leistung bewertet wird, zum Beispiel in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit.

Die Norm wurde auch für thermische PV-Kollektoren geöffnet, die gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen. Bei der Prüfung ihrer thermischen Leistung ist es beispielsweise wichtig, dass sie im Hinblick auf die Stromerzeugung mit einem MPP-Tracker betrieben werden.

Ist Indien bereits Teil des GSCN?

Drück: Leider nicht. Prüflabore und Zertifizierungsstellen in Indien stehen vor der Herausforderung, dass die ISO-Norm 9806 in ihrem Land noch nicht umgesetzt ist. Dennoch können indische Hersteller von einer Mitgliedschaft im GSCN profitieren. Zum einen können sie in Zukunft das SOLERGY-Zeichen erhalten und zum anderen können sie, wenn sie ihre Produkte in verschiedene Regionen der Welt exportieren wollen, von harmonisierten Prüf- und Inspektionsverfahren in Europa und den USA profitieren. Dies ist z.B. für die Erlangung der Solar KEYMARK und der SRCC-Zertifizierung relevant.

Gibt es bereits Unternehmen aus Mexiko, die sich um das SOLERGY-Zeichen beworben haben?

Oropeza: Bisher hat sich noch kein mexikanisches Unternehmen um das Label beworben. Derzeit gibt es das SOLERGY-Zeichen nur für zwei Regionen: Europa und Nordamerika. DIN CERTCO vergibt das Zeichen für Europa und SRCC für Nordamerika. Hersteller oder Vertreiber aus allen Teilen der Welt können ein oder beide Label beantragen, wenn sie eine Solar KEYMARK und/oder eine SRCC-Zertifizierung besitzen. In Zusammenarbeit mit dem GSCN werden wir eine globale Kampagne zur Förderung der Siegel starten. Wir freuen uns auf Bewerbungen von Unternehmen aus der ganzen Welt.

Wie hoch sind die Gebühren für die Bewerbung um das SOLERGY-Label?

Scholz: Bei DIN CERTCO arbeiten wir mit einer so genannten Gebührenordnung. Das heißt, wir haben eine Gebühr für die Beantragung und für die technische Bewertung, die Datenblattprüfung usw. festgelegt. Für einen Kollektor in zwei Untertypen betragen die Gebühren zum Beispiel rund 500 Euro. Ein Teil davon geht an das Testlabor, ein anderer Teil an die Solar Heating Initiative und ein weiterer Teil wird an das GSCN überwiesen.

Wie sieht es mit konzentrierenden Kollektoren aus? Werden sie von der ISO-Norm 9806 erfasst? Und kommen sie für das SOLERGY-Label in Frage?

Drück: Ja, konzentrierende Kollektoren sind in der ISO-Norm 9806 enthalten. Es gibt einige spezielle Aspekte, wie z. B. das Stagnationsverhalten, für das andere Tests durchgeführt werden müssen als für "typische" Flachkollektoren und Vakuumröhrenkollektoren, aber im Allgemeinen gilt: Ja.

Oropeza: Das SOLERGY-Zeichen wurde zunächst für Flachkollektoren und Vakuumröhrenkollektoren entwickelt und wird demnächst auf PV-Kollektoren ausgedehnt werden. Wenn konzentrierende Kollektoren mit der Solar KEYMARK zertifiziert werden, wäre es auch möglich, ein SOLERGY-Zeichen für diese Kollektoren zu schaffen, aber wir haben noch keine Anfrage erhalten.

Sind die Kosten in der Metrik des SOLERGY-Zeichens enthalten?

Oropeza: Das SOLERGY-Zeichen spiegelt wider, wie effizient der Kollektor die Sonneneinstrahlung auf seine Oberfläche nutzt. Wenn man die Kosten der Solarwärme analysieren will, muss man das gesamte System betrachten. Dazu gehören neben dem Kollektor auch der Wärmespeicher, die Tragkonstruktion und andere Komponenten. Das ist also ziemlich komplex und wir wollten das SOLERGY-Label einfach halten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die Kernkomponente einer Solarthermieanlage, nämlich den Kollektor.

Die Klassen des Labels von AAA bis A- ermöglichen einen direkten Vergleich von Kollektoren. Scheuen sich die Hersteller vor dieser direkten Vergleichbarkeit?

Oropeza: Nun, 22 Hersteller von Flach- und Vakuumröhrenkollektoren aus mehreren Ländern haben sich bereits um das SOLERGY-Label für Europa beworben. Viele von ihnen verwenden es aktiv in ihren technischen Unterlagen und Marketingmaterialien. Einige von ihnen haben das Label seit 2016 jährlich erneuert, was zeigt, dass es bereits akzeptiert wird.

Wie Sie alle wissen, gibt es keine schlechten oder guten Kollektoren. Ihre Leistung hängt immer von der Anwendung, dem benötigten Temperaturniveau und der an dem jeweiligen Standort verfügbaren Sonnenenergie ab. Die Kennzeichnung zeigt, wie gut die Sonneneinstrahlung von einem Kollektor bei verschiedenen Temperaturen und an verschiedenen Standorten genutzt wird. Dies ist für Kollektorhersteller sehr wichtig, insbesondere wenn sie in mehrere Länder exportieren und Kunden aus verschiedenen Segmenten ansprechen (Schwimmbadheizung, Warmwasserbereitung, Prozesswärme usw.). Die Solarthermiebranche muss auch den Beitrag von Solarkollektoren zu einer saubereren und unabhängigen Wärmeversorgung aufzeigen, und genau das tut das SOLERGY-Label.

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Auf dem Etikett befindet sich ein QR-Code. Worauf verweist er?

Oropeza: Der individuelle QR-Code ist ein neues Merkmal des Labels, das zusammen mit anderen Dingen wie dem Logo des GSCN und weiteren Temperaturen und Anwendungen integriert wurde. Die Etiketten, die bereits auf dem Markt sind, haben diesen QR-Code nicht. Allerdings sind alle SOLERGY-Label-Registrierungen online auf der Website von DIN CERTCO öffentlich zugänglich. Wenn die neuen SOLERGY-Label herausgegeben werden, wird der QR-Code den Betrachter direkt zu den Registrierungsunterlagen des jeweiligen gelabelten Produkts führen.

In Bezug auf PVT-Kollektoren: Wird die Solarstromproduktion des PVT-Kollektors beim SOLERGY-Label berücksichtigt werden?

Oropeza: Ja, die Methodik wurde aktualisiert und umfasst nun den Stromertrag des PVT-Kollektors.

Wie sieht es mit Luftkollektoren aus? Wird das SOLERGY-Zeichen auch für diesen Kollektortyp angepasst werden?

Scholz: Bisher gab es das SOLERGY-Label nur für Warmwasserkollektoren. Aber das neue Temperaturniveau mit 25 °C mittlerer Betriebstemperatur, das für unverglaste Schwimmbadabsorber eingeführt wurde, kann auch für Luftkollektoren verwendet werden, wenn deren Ertrag mit dem Softwaretool ScenoCalc berechnet werden kann. Allerdings gäbe es derzeit kein spezifisches Symbol, das darauf hinweist, dass es sich um einen Luftkollektor handelt.

Eine weitere, eher technische Frage: Berücksichtigt das SOLERGY-Label die gesamte Lebensdauer des Kollektors?

Oropeza: Nein, das SOLERGY-Label basiert auf dem jährlichen Kollektorertrag pro Standort, der auf der zweiten Seite des Solar KEYMARK-Datenblatts aufgeführt ist.

Plant die GSCN, ein eigenes Label zu vergeben?

Drück: Nein, wir haben keine Pläne, ein globales Label zu vergeben. Aber wir haben den Plan, den globalen Solar-Zertifizierungsansatz auf andere Produktgruppen wie Thermosiphonsysteme auszuweiten.

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